Eigentlich wollte ich nach Finnland!
Ein europäischer Monolog für 5 SchauspielerInnen
/ 2013


Seit ein paar Jahren drängen immer mehr Menschen aus den krisengeschüttelten europäischen Nachbarländern nach Deutschland. Doch im Gegensatz zu früheren Migrationswellen kommen heute ambitionierte, gut ausgebildete junge Männer und Frauen zwischen 20 und 35. Sie kommen aus Spanien, Ungarn, Griechenland, Bulgarien, Polen, Portugal, Italien und Rumänien. Sie sind Architekten, Kulturschaffende, Ingenieure, Medienwissenschaftler, Lehrer,  Zahntechniker, Journalisten, Handwerker. Nicht alle sind auf Deutschland vorbereitet, manche können bereits die Sprache, für andere ist es ein Sprung ins kalte Wasser. Wenige haben das Glück, schnell wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können, die meisten müssen sich mit Kurzzeitjobs oder schlecht bezahlten Praktika durchschlagen. Viele von ihnen vermissen Freunde und Familie, doch kaum einer bereut den Weggang. Alle sehen in der europäischen „Freizügigkeit“ eine Chance, weiterzukommen und neue Erfahrungen zu sammeln, um vielleicht später wieder zurückzugehen in ihr Land, ihre Stadt, und etwas mitzubringen von diesen neuen Erfahrungen, als Anregung oder Beitrag für die Zukunft.

Die Theaterproduktion „Eigentlich wollte ich nach Finnland!“ basiert auf einer umfangreichen Interviewrecherche. Wir haben uns mit 17 jungen Europäerinnen und Europäern zu ausführlichen Gesprächen getroffen.

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Wir wollten wissen, wer die Menschen hinter den Zahlen und Statistiken sind, von denen wir täglich aus den Medien erfahren. Wie sehen ihre Geschichten aus? Wie hat das Leben im Ausland ihr Empfinden verändert? Wurden ihre Hoffnungen und Erwartungen erfüllt? Was sind die Vor- und Nachteile eines Lebens fern der „Heimat“? Womit identifizieren sie sich? Hat Deutschland sie gut aufgenommen? Und nicht zuletzt: Mit welchen Gedanken und Gefühlen blicken sie auf dieses Europa, durch das sie sich so „freizügig“ bewegen können?  Wir haben festgestellt, dass die Geschichte Europas in den Herzen und Biografien ihrer Bewohner lebt. Wir haben festgestellt, dass es – trotz unterschiedlicher Herkunft, Alter, Kultur und Sprache – viel mehr gibt, was die Einzelnen verbindet, als trennt. Und wir wurden bestätigt in der Befürchtung, dass der Traum einer gemeinsamen europäischen Zukunft in Solidarität und partnerschaftlichem Respekt zum Alptraum wird, wenn sich die Europäische Politik nicht um die Menschen kümmert.

Fünf Schauspielerinnen und Schauspieler aus fünf Ländern der EU behaupten die Union auf der Bühne in Form eines einzigen, durchgehenden europäischen Monologs. Sie bewegen sich fließend, gleichsam grenzenlos über die inneren Landkarten der verschiedenen biografischen Erzählungen. So entsteht ein musikalisch-atmosphärischer Gesamtsprachraum, der die gelebte Wirklichkeit junger EU-Bürger und ihren Blick auf die Zukunft in den Mittelpunkt stellt.

 


 

Regie: Dieter Krockauer
Dramaturgie: Graciela González de la Fuente
Mit: Lidia Cangiano, Athena Tsantekidou, Mirca Preißler, Alexandru Cirneala, Eneko Sanz
Textfassung, Interviews: Dieter Krockauer, Graciela González de la Fuente
Ausstattung: Graciela González de la Fuente, Dieter Krockauer
Produktionsleitung: Mirca Preißler
Licht: Hans Fründt

Wir danken unseren Gesprächpartnern:
Nefeli Skarmea, Irene Molina, Konstantina Dacheva, Nicoleta Tutuianu, Silvia Petrova, Marta Brito Costa, David Silva, Lidia Cangiano, Athena Tsantekidou, Julio Canto Ortiz, Irene Mattioli, Rita Couto, Cristina Herrero, Nuno Vasconcelos, Oksana Didichenko, Katarzyna Gaudyn, Kornèl Koncz, Fabio Cremonesi
Gefördert durch:
Land Niedersachsen, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Stiftung Niedersachsen

Eine Koproduktion mit:
Theater unterm Dach Berlin, german stage service/ Theater im g-werk Marburg, LOT-Theater Braunschweig